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Kernarbeitszeit: Ist das überhaupt flexibel?

Flexible Arbeitszeiten sind spätestens seit der Pandemie ein gerngesehener Benefit – insbesondere, wenn damit auch die flexible Wahl des Arbeitsortes einhergeht. Viele Unternehmen kombinieren flexible Modelle mit einer Kernarbeitszeit. Sie macht es einfacher, Meetings abzuhalten oder ein Gruppengefühl zu vermitteln. Alles Wichtige fassen wir für Sie zusammen.

Mal eben eine*n Teamkolleg*in anrufen: In Zeiten von Homeoffice und Flexarbeit nicht immer einfach. Denn woher soll ich wissen, ob der/die Kolleg*in gerade auch erreichbar ist? Genau an dieser Stelle greift die Kernarbeitszeit: Sie soll fehlende Erreichbarkeiten verhindern und dazu beitragen, dass die Kommunikation im Unternehmen vereinfacht wird. Doch was sind die Vorgaben? Welche Regelungen müssen Unternehmen und Arbeitnehmende beachten? Und ist die Kernarbeitszeitregelung überhaupt flexibel?

Die Definition von Kernarbeitszeit

Die Kernarbeitszeit ist eine Zeitangabe in Arbeitsverträgen und ein Teilbestand flexibler Arbeitszeiten. Sie definiert eine Zeitspanne, in der die Mitarbeitenden erreichbar sein bzw. am Arbeitsplatz anwesend sein müssen. Dies soll eine gleichzeitige Anwesenheit der Mitarbeitenden sicherstellen. In dieser Zeit sollen sie ihren Arbeitspflichten am Arbeitsplatz nachkommen. 

Gleitzeit mit Kernarbeitszeit kombinieren

Flexible Arbeitszeitmodelle machen eine solche Regelung interessant, da andere Modelle bereits davon ausgehen, dass die Fachkräfte in der vorgegeben Arbeitszeit anwesend sind. Für viele Organisationen ist es schwierig, Meetings und den Austausch sicherzustellen, wenn die Mitarbeitenden sich ihre Arbeitszeiten selbst einteilen. Daher wird die Kernarbeitszeit gerne in Kombination mit einem Gleitzeitmodell genutzt. Im Arbeitsvertrag ist die Arbeitszeit näher definiert. Hier wird erläutert, in welcher Zeitspanne die Gleitzeit möglich ist. In der Gleitzeitspanne kann eine Zeitspanne definiert werden, in der alle Mitarbeitenden anwesend sein müssen. Beispielsweise gilt die Gleitzeitregelung von 6 Uhr bis 20 Uhr. Von 10 Uhr bis 15 Uhr kommt zusätzlich die Kernarbeitszeitregelung zum Einsatz. Davor und danach können sich die Mitarbeitenden ihre Arbeitszeiten flexibel einteilen, sodass sie am Ende auf die vereinbarten Stunden kommen.

Bei einer Kernarbeitszeitregelung ist es üblich, diese als Element einer Gleitzeit einzusetzen. Bild © GFOS mbH

Vorgaben und Grenzen der Kernarbeitszeitregelung

Arbeitgebende können frei entscheiden, wie die Kernarbeitszeit geregelt ist. Daher gibt es Unterschiede, die sich an den Anforderungen der jeweiligen Organisation orientieren. Für einige können zwei Stunden bereits ausreichen, um die Kommunikation zu steuern, für andere wiederum kann es in einer solch kurzen Zeit schwierig sein, Meetings zu koordinieren. Wenn ein Betriebsrat existiert, hat dieser in Bezug auf § 87 Betriebsverfassungsgesetz ein Mitbestimmungsrecht über die Arbeitszeiten.

Warum ist eine Kernarbeitszeit sinnvoll?

Vertrauen in die Mitarbeitenden ist wichtig, um die Zufriedenheit sowie die Motivation im Unternehmen zu fördern. Wer sich die Arbeitszeit frei einteilen kann, arbeitet häufig produktiver. Dennoch kann eine Kernarbeitszeitregelung dabei helfen, verschiedene Unternehmensziele stärker zu verfolgen.

In bestimmten Zeiten kann ein höheres Arbeitsaufkommen anfallen. Durch die Kernarbeitszeitspanne ist sichergestellt, dass der Arbeitsablauf in diesen Stoßzeiten ohne Herausforderungen möglich ist. Besonders im Servicebereich ist dies oft der Fall: Kund*innen wollen ungerne warten, bis ihnen geholfen wird. Auch im Büroalltag kann dies im besonderen Maße auf die Supportmitarbeitenden zutreffen. Die Kund*innen rufen in der Regel zu den bekannten Öffnungszeiten an, um Hilfe zu bekommen.

Ein weiterer Aspekt ist die Sicherstellung der Kommunikation für die Arbeitsabläufe. Wer die benötigten Ansprechpartner*innen nicht erreicht, kann ggf. seine Aufgaben nicht erledigen. Hier ist es hilfreich, wenn die Kernarbeitszeiten den Arbeitsablauf sicherstellen und die Fachkräfte darauf vertrauen können, die benötigte Person zu erreichen – insbesondere, wenn im Homeoffice oder dezentral gearbeitet wird.

Darüber hinaus gibt es noch motivierende Aspekte. Wenn Fachkräfte gleichzeitig anwesend sind und sich gegenseitig unterstützen können, hilft das bei der Stärkung der Teams. Ein gemeinsamer Austausch kann zudem neue Ideen ans Licht befördern. Dabei kommen oft besser durchdachte Lösungen hervor als bei isolierter Arbeit, da in der Gruppe Brainstormings und ggf. ein kritischer Austausch stattfinden können.

Zudem kann die Reaktionsfähigkeit durch die Kernarbeitszeit gefördert werden. Oftmals müssen innerhalb weniger Augenblicke Entscheidungen gefällt werden. Wenn die Entscheidungsträger*innen jedoch in diesem Augenblick nicht anwesend sind, ist es vielleicht schon zu spät und ein Projekt kann nicht umgesetzt werden. Die gleichzeitige Anwesenheit sorgt dafür, dass innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens reagiert werden kann.

Was droht bei Verletzung der Kernarbeitszeit?

Da die Kernarbeitszeit arbeitsvertraglich geregelt ist, verstößt man bei Nichteinhaltung gegen die definierte Anwesenheitspflicht. Im schlimmsten Fall können Arbeitgebende die Kündigung aussprechen. In der Regel wird davon aber nur im äußersten Fall Gebrauch gemacht. Bei flexiblen Arbeitszeitmodellen kommt es vor allem auf das Vertrauen zwischen Arbeitgebenden und -nehmenden an. Fällt ein Arzttermin oder ein anderer Termin im Kernarbeitszeitrahmen an, sollten Mitarbeitende ihre Führungskräfte vorab darüber informieren. Sonst kann die Kernarbeitszeitverletzung zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen führen. Das Ausmaß der Konsequenz kommt dabei auf die Stärke des Verstoßes und auf die Häufigkeit an. Denkbar sind folgende Handlungen:

Wie funktionieren Teilzeit und Kernarbeitszeit miteinander?

Teilzeit ist ein variabler Begriff, je nachdem wie viele Stunden die Mitarbeitenden erbringen. Arbeitet eine Fachkraft beispielsweise 16 Stunden pro Woche, kann diese auf zwei Tage á acht Stunden verteilt werden. Dann gelten die regulären Kernarbeitszeitregelungen auch für die Teilzeitkraft. Verteilt sie die Arbeitszeit jedoch auf vier Tage á vier Stunden, gilt es spezielle Abmachungen mit dem Unternehmen zu treffen. Dies ist idealerweise vertraglich festzuhalten, damit die betroffenen Personen nach Erbringung der täglichen Arbeitszeit ruhigen Gewissens innerhalb der Kernarbeitszeit gehen können.

Vorteile und Nachteile der Kernarbeitszeit

Eine Kernarbeitszeitregelung kann Vor- und Nachteile mit sich bringen – sowohl unternehmensseitig als auch auf Seiten der Mitarbeitenden.

Vorteile für Mitarbeitende Nachteile für Mitarbeitende
Flexiblere Gestaltung des Arbeitstages und bessere Work-Life-Balance Anwesenheitspflicht während der Kernarbeitszeit gefordert
Möglichkeiten, sich mit den Kolleg*innen persönlich auszutauschen Flexibilität nicht im vollen Maße möglich
Wir-Gefühl im Team wird gestärkt Absprachen nicht zu jeder Zeit möglich im Vergleich zu festen Arbeitszeiten
Vorteile für Unternehmen Nachteile für Unternehmen
Vereinbarung von Flexibilität und Kundenorientierung Verwaltungsaufwand bei Sicherstellung der Einhaltung der Kernarbeitszeiten
Vereinfachte Kommunikation, auch teamübergreifend Bei fehlender Homeoffice-Option: genügende Arbeitsplätze vor Ort müssen vorhanden sein
Gute Reaktionsfähigkeit bei unerwarteten Zwischenfällen möglich Bei sehr kleinteiligen Lösungen: Verständnisprobleme
Steigerung der Attraktivität für Jobsuchende, da flexible Arbeitszeiten vorhanden sind Technische Ausstattung und Funktion für alle Mitarbeitenden während der Kernarbeitszeit sicherstellen

Ist Kernarbeitszeit flexibel?

Zwar können die Mitarbeitenden ihre Arbeitszeiten nicht komplett autonom planen und wahrnehmen, aber die Kernarbeitszeitregelung bietet deutlich mehr Flexibilität als feste Arbeitszeiten oder ein Schichtsystem. Der Grad der Flexibilisierung hängt hier stark von der eingesetzten Kernarbeitszeitspanne ab. Setzen Organisationen eine kurze Spanne ein, ist die Flexibilität höher; setzen sie eine lange Spanne ein, können die Fachkräfte weniger autonom entscheiden. Da eine solche Regelung an Gleitzeitsysteme gekoppelt ist, geht sie zudem mit einem Gleitzeitkonto einher, auf denen die Überstunden gesammelt werden. Ob und wie die Überstunden abzubauen sind, können die Arbeitgebenden selbst festlegen.

Kernarbeitszeiten und flexible Arbeitsmodelle einfach mit Software überblicken

Die einfachste Lösung zur Überprüfung der Kernarbeitszeiten ist eine Zeiterfassungssoftware. In dem System kann der Kernarbeitszeitrahmen definiert werden. Verstößt eine Person dagegen, sendet es automatisch Regelverstöße an die Person und an Vorgesetzte, die darüber informieren. Als Teil einer Gleitzeitregelung ist eine Arbeitszeiterfassung erforderlich, um die Arbeitsstunden vollumfänglich aufzuzeichnen und nachzuhalten. Denn anders als bei der Vertrauensarbeitszeit können nur so die Überstunden auf das Gleitzeitkonto einfließen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder als Zeitausgleich abgefeiert werden. Eine Zeiterfassung hilft zudem dabei, dass Organisationen und Mitarbeitende zugleich sicherstellen können, dass die Arbeitszeiten und verpflichtenden Ruhe- und Erholungspausen eingehalten werden.

Machen Sie Gebrauch von flexiblen Arbeitszeitregelungen. Egal, ob mit oder ohne Kernarbeitszeit: Eine Zeiterfassungslösung kann zu mehr Transparenz im Unternehmen führen. Unsere Expert*innen beraten Sie gerne. Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Termin und lernen Sie unsere Software kennen.

+++ Die Inhalte dieses Beitrags und insbesondere die rechtlichen Aspekte wurden mit bestem Wissen und Gewissen recherchiert und stellen keine Rechtsberatung dar. Die GFOS mbH kann daher keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen übernehmen. Für konkrete Rechtsfragen konsultieren Sie bitte in jedem Fall einen Rechtsanwalt / eine Rechtsanwältin. +++

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